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Wir blicken zurück auf Ereignisse, die mit der Machtübernahme der Nazis 1933 und in den Folgejahren im Kontext der Aktionswoche eine Rolle gespielt haben.


Am 27. Februar 1933
brannte der Reichstag in Berlin. Bertolt Brecht schrieb dazu „Die Moritat vom Reichstagsbrand”:

„Und an diesem Montagabend
Stand ein hohes Haus in Brand
Fürchterlich war das Verbrechen
Und der Täter unbekannt

Zwar ein Knabe ward gefunden
Der nur eine Hose trug
Und in Leinwand eingebunden
Der Kommune Mitgliedsbuch.“

Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wie und von wem der Brand gelegt wurde. Jahrelang wurde auch von renommierten Historikern die Alleintätertheorie favorisiert. Der bei seiner Festnahme nur mit einer Hose bekleidete Marinus van der Lubbe. Er galt als anarchischer Kommunist, der in einem hochproblematischen Prozess behauptete, er allein habe es getan. Für die Nazis verkünden Hitler und Göring sofort, dass es natürlich die Kommunisten waren. Deren Verhaftung war schon Tage vorher durch den kommissarischen Preußischen Innenminister Göring vorbereitet worden. Die mitangeklagten Kommunisten, unter Ihnen Georgi Dimitroff, mussten aber mangels Beweisen freigesprochen werden. Auf der politischen Linken und im Ausland glaubte man, dass die Nazis den Brand selbst gelegt hätten. Anhand von Indizien muß man annehmen dass dies stimmt und van der Lubbe nur als geeigneter Täter genutzt wurde. Alexander Bahar und Wilfried Kugel haben in ihren umfassenden Recherchen und einer minutiösen Darstellung auf über 800 Seiten in ihrem Buch „Der Reichstagsband“ Beweise hierfür vorgelegt.

Der Schriftsteller Walter Mehring hatte schon vorher von bevorstehenden Verhaftungen auch von regimekritischen Schriftstellern erfahren. Er warnte Ossietzky und Hellmuth von Gerlach. Die entschieden sich gegen eine Reise ins Exil. Bert Brecht und Helene Weigel zögerten nicht. Mehring wollte noch zu einer Versammlung des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller gehen. Mascha Kaléko warnte ihn aber, das Haus zu betreten, die SA als Hakenkreuz-Hilfspolizei warte dort schon auf ihn. Er geht behutsam aber zielstrebig zum Bahnhof und kauft sich eine Fahrkarte ins Ausland. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris geht er nach Österreich. Aber nach dessen „Rückkehr ins Reich“ muß er dort wieder fliehen. Mit seiner „verlorenen Bibliothek“ im Kopf  geht er wieder nach Frankreich und kann sich später in die USA retten.

Andere Schriftsteller wie Erich Mühsam und Egon Erwin Kisch werden in den frühen Morgenstunden verhaftet. Kisch kommt später als tschechischer Bürger frei, aber Mühsam wird ermordet.

Der Reichstag brennt (Foto: gemeinfrei)

Hitler lässt einen Tag nach dem Brand das sogenannte »Reichstagsbrandgesetz« verabschieden und setzt damit die legalen Rechte der Republik aus. Freie Meinungsäußerung war untersagt, Zeitungen der KPD und SPD wurden verboten, die Unverletzbarkeit der Wohnung war ebenso aufgehoben wie die Versammlungsfreiheit. Mit dem einen Monat später erlassenen »Ermächtigungsgesetz« war die Diktatur dann legalisiert. Noch in der Brandnacht werden über 130 Kommunisten verhaftet. In den folgenden Tagen sind es weitere Hunderte. Nicht Wenige werden schon bei der Verhaftung umgebracht.

Alfred Döblin ist klar, dass auch er bedroht ist. Noch zögert er. Freunde drängen ihn, das Land zu verlassen Am Abend nach der Gesetzesverkündung macht er sich auf den Weg, kann einen Verfolger abschütteln und reist über Stuttgart in die Schweiz.

Am 11. März wird Goebbels Minister für Volksaufklärung und Propaganda, die Zeit der Freiheit für Kunst, Kultur und Medien ist vorbei.


Am 18. Februar 1943,

vor 80 Jahren, wurden Hans und Sophie Scholl und kurz darauf auch Christoph Probst verhaftet. Die Geschwister hatten in der Münchener Universität zahlreiche Exemplare ihres 6. Flugblatts gegen das Naziregime verteilt und waren beobachtet worden. Ein Haushandwerker der Universität hatte sie im Lichthof gesehen und nahm die beiden fest.

Flugblatt 6

Bald danach wurden auch 14 weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe festgenommen. Vom 18.-21. Februar wurden die festgenommenen Geschwister in der Gestapo-Leitstelle in München verhört. (Homepage mit den Gestapo-Verhörprotokollen von Sophie Scholl: http://www.mythoselser.de/texts/scholl-protokoll.htm#schmid)

Der eigens aus Berlin angereiste Präsident des Volksgerichtshofes Roland Freisler verurteilte die Geschwister Scholl sowie Christoph Probst am 22. Februar zum Tode. Sie wurden noch am selben Tag hingerichtet. Wenig später erfolgte die Verhaftung und dann ebenfalls die Vollstreckung der Todesurteile an Alexander Schmorell und Willi Graf sowie den Professor Kurt Huber.

Ein aktuelle Untersuchung der Ereignisse findet sich in dem Beitrag von Hans Günter Hockerts: Todesmut und Lebenswille, veröffentlicht in Heft 3/2022 der »Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte«.

Am 12. Februar 1933,

zwei Wochen nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, wurde zur anstehenden Reichstagswahl mit dem identischem Text vom 17. Juni 1932 erneut dazu aufgerufen, sich gegen Hitler zu verbünden. Unterzeichnet war er dieses Mal von 19 Personen, unter diesen wieder Heinrich Mann und Käthe Kollwitz.
Am 15. Februar wurden beide deswegen auf Veranlassung von Bernhard Rust, der seit 1922 Mitglied der NSDAP war und seit dem 2. Februar 1933 als kommissarischer preußischer Kultusminister amtierte, gegen den Widerspruch von Alfred Döblin und Oskar Loerke zum Ausscheiden aus der Akademie der Künste gezwungen. Der Architekt und Berliner StadtbauratMartin Wagner trat daraufhin aus Protest aus der Akademie aus, wogegen Max Liebermann sie erst nach der Bücherverbrennung im Mai 1933 verließ.

17. Juni 1932

In der Hoffnung, damit die „faschistische Gefahr“ bannen zu können, haben Albert Einstein, Heinrich Mann und Käthe Kollwitz in ihrem am 17.6.1932 unterzeichneten Brief die Vorsitzenden von ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund), SPD und KPD zur Einstellung des „Bruderkampfes“ und Aufstellung von gemeinsamen Kandidatenlisten zur anstehenden Reichstagswahl am 31.7.1932 aufgefordert. Übereinstimmend damit wurde von den Genannten und zahlreichen weiteren Personen ein „Dringlicher Appell“ plakatiert. Initiator von Brief und Appell war der Internationale Sozialistische Kampfbund (ISK). .