Eine Schule in Florida nimmt eine Comicfassung vom “Tagebuch der Anne Frank” aus ihrer Bibliothek
Martina Knoben berichtet in der Süddeutschen Zeitung vom 12. April 2023 über die Verbannung einer Graphic Novel zum Tagebuch der Anne Frank aus einer Schulbibliothek.
Nachdem im vergangenen Jahr Art Spiegelmans weltberühmter Holocaust-Comic “Maus” im Schulbezirk von McMinn County im US-Bundesstaat Tennessee als Schullektüre für die achte Klasse gestrichen wurde, gerät nun eine weitere Graphic Novel zu diesem Thema ins Visier angeblicher Kinderschützer. Eine Highschool an der Atlantikküste von Florida hat eine auf dem Tagebuch der Anne Frank beruhende Graphic Novel aus ihrer Bibliothek entfernt. Der israelische Regisseur und Drehbuchautor Ari Folman hatte die mehrfach ausgezeichnete Comicfassung zusammen mit dem Zeichner David Polonsky als Kombination von Originaltext und fiktiven Dialogen verfasst. Unter dem Titel “Das Tagebuch der Anne Frank” ist sie in Deutschland erschienen.
Nun hat eine konservative amerikanische Aktivistinnengruppe dem Comic die Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen, wie AP News berichet. Die Bücherei der Vero Beach High School nahm “Anne Frank’s Diary: The Graphic Adaptation”, so der englische Titel, aus dem Regal. Die Sektion des Indian River County der “Moms for Liberty” hatte Einwände gegen das Buch geäußert, der Schulleiter hatte den Bedenken zugestimmt.
Nachdem “Maus” in Tennessee verboten worden war, kletterte der Comic in der Rangliste der bei Amazon meistverkauften Bücher pfeilschnell nach oben. Eine ähnliche Reaktion möchte man auch der Comicfassung vom “Tagebuch der Anne Frank” (und dem ebenfalls von Ari Folman erzähltem Nachfolge-Band “Wo ist Anne Frank?”) wünschen: Beide erleichtern vor allem jüngeren Lesern den Zugang zu der Geschichte. In ihrem Tagebuch hatte Anne Frank (die später in Bergen-Belsen ermordet wurde) beschrieben, wie sie, ihre Familie und andere Juden sich im von Deutschen besetzten Amsterdam vor den Nazis versteckten.
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