In der Süddeutschen Zeitung vom 21. April 2023 berichtet Christian Zaschke über weitere Verbannung von Büchern in den USA. Hier ein Auszug aus seinem Beitrag:
… Seit der PEN im Juli 2021 begonnen hat, Bücherverbote zu dokumentieren, sind 2253 verschiedene Titel betroffen. Allein in der ersten Hälfte dieses Schuljahrs kamen 874 dazu. Manche Titel sind in mehreren Schulbezirken verboten. Das Buch „Gender Queer: A Memoir“ von Maia Kobabe steht in 15 Bezirken auf dem Index, gemeinsam mit dem Titel „Flamer“ von Mike Curato führt es die Liste der am häufigsten verbotenen Titel an. In beiden Büchern geht es um LGBTQ-Themen.
Solche Titel werden neben Büchern, in denen es um Gewalt oder Rassismus geht, besonders oft verboten….
Im Bestand der Brooklyn Public Library befindet sich auch das Kinderbuch „And Tango Makes Three“ von Peter Parnell und Justin Richardson. Es erzählt die Geschichte der männlichen Pinguine Roy und Silo. Die beiden singen und schwimmen zusammen, sie bauen sogar gemeinsam ein Nest. Ein Zoowärter gibt ihnen daraufhin das Ei eines anderen Pinguin-Paares, das dieses nicht ausbrüten kann. Roy und Silo kümmern sich um das Ei, und schließlich wird ein weiblicher Pinguin geboren, der den Namen Tango erhält. Roy, Silo und Tango sind nun zu dritt und für eine Weile eine Familie.
Seit seinem Erscheinen im Jahr 2005 ist dieses Buch immer wieder einmal in manchen Schulbezirken verboten worden. Aber nach einer Weile hatte sich die konservative Aufregung um die schwulen Pinguine gelegt. Doch in diesem Jahr wurde das Buch erneut verboten, im Lake County und im Escambia County, die beide, erneute Preisfrage, wo liegen? Genau, in Florida.
Das Buch können die Republikaner tausendmal verbieten. Was sie hingegen niemals ändern können: Die Geschichte von Roy, Silo und Tango hat sich exakt so abgespielt, und zwar im Zoo des Central Park in New York. Sie ist mithin, wovor sich alle Zensur am meisten fürchtet: die Wahrheit.